Adalbert-Ricken-Preis

Adalbert Ricken (1851–1921)

Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie e.V. verleiht den Adalbert-Ricken-Preis im zweijährigen Turnus.

Nachdem die Mitgliederversammlung der DGfM 1985 vorschlug, Nachwuchstalente unter den Amateurmykologen auszuzeichnen, wurde 1987 der Adalbert-Ricken-Preis das erste Mal gleich an zwei Preisträger vergeben: Manfred Enderle und Jürgen Häffner.

Der Förderpreis trägt den Namen eines der bedeutendsten deutschen Amateurmykologen. Der Priester Adalbert Ricken (1851–1921) hatte Anfang des 20. Jahrhunderts wegweisende Beiträge zur Mykologie geleistet. Nach diesem Vorbild werden mit dem Preis Nachwuchstalente ausgezeichnet, die außerhalb der Universitäten zur Erweiterung des mykologischen Wissens beitragen.

Die DGfM will die Preisträger/innen mit der Auszeichnung motivieren, sich weiter mit der Mykologie und der Natur im Allgemeinen zu befassen.

 

Preisträger

Dirk Wieschollek, geboren am 26. April 1966 in Wanne-Eickel, studierte Musikwissenschaften, Kunstgeschichte und Anglistik an der Ruhr-Universität Bochum. Als Autor und Musikjournalist mit Schwerpunkt zeitgenössische Musik ist er für Print und Rundfunk tätig. Schon als Kind war er fasziniert von Pilzen, angeregt durch seinen Großvater und viele gemeinsame Streifzüge durch die heimatliche "Haard". Später wurde Fredi Kasparek ein wichtiger Mentor und Anreger, sich verstärkt mit den Ascomyceten zu beschäftigen.
 
Bis zu seinem Umzug nach Thüringen im Jahr 2011 kartierte er in pilzfloristischer Hinsicht hauptsächlich im mittleren Ruhrgebiet und nahm an größeren, von Klaus Siepe initiierten Kartierungsprojekten in NRW teil, wie z. B. im NSG Bommecketal (Plettenberg Böddinghausen/Sauerland) oder Inkmanns Holz (Davert/Münsterland). Seit 2009 gilt sein Interesse hauptsächlich den Ascomyceten aus allen Gruppen. Zahlreiche Erstnachweise wurden in der Zeitschrift für Mykologie und im Boletus publiziert. Zudem widmet er sich seit geraumer Zeit der Erfassung bryophiler Discomyceten (Moosbecherlingen) insbesondere der Trockenrasen-Habitate Thüringens.

2008 erschien sein erster mykologischer Artikel im Tintling. Bis heute sind es 39 Beiträge, darunter zwei Neubeschreibungen (Roseodiscus formosus, Paratricharina multiguttulata), basierend auf eigenen Funden.

Die DGfM verleiht Dirk Wieschollek den Adalbert Ricken Preis 2025 für sein Verdienst, das faszinierende Reich der "Winzlinge" immer wieder ins rechte Licht zu rücken und die Aufmerksamkeit auf einen Bereich der mykologischen Forschung zu lenken, mit dem sich nur wenige Pilzfreunde intensiv beschäftigen.

Der Adalbert-Ricken-Preis 2021 wurde während der Jubiläumstagung „100 Jahre DGfM“ in Blaubeuren an Dr. Uwe Lindemann für seine außerordentlichen Verdienste bei der Erforschung operculater Discomyceten verliehen. Der Preisträger war per Videokonferenz zugeschaltet.

Der Adalbert-Ricken-Preis 2018 wurde während der Internationalen DGfM-Tagung in Möhnesee (NRW) an Felix Hampe für sein herausragendes Engagement in der Erforschung der Milchlinge und Täublinge verliehen.

Der Adalbert-Ricken-Preis 2016 wurde an Ditte Bandini für ihre herausragene Arbeit bei der Erforschung der Risspilze (Inocybe) verliehen.

 

Laudatio von Wolfgang Prüfert, gehalten am 14.9.2016

Als ich vor zwei Jahren die Laudatio zum Adalbert-Ricken-Preis halten durfte, haben wir mit Björn Wergen einen Preisträger geehrt, der schon als Kind begonnen hat, sich mit Pilzen zu beschäftigen. Mit Frau Dr. Ditte Bandini haben wir ein eindrucksvolles Beispiel dafür, dass man auch noch ein paar Jahre später mit den Pilzen beginnen und dennoch Außergewöhnliches erreichen kann.

Ich erinnere mich an das Jahr 2010, als ich mit Ditte Bandini auf den Wiesenpilztagen in Beichlingen war. Damals stand sie noch am Anfang ihrer mykologischen Karriere. Heute, nur sechs Jahre später, gilt sie als eine der führenden Spezialisten für Risspilze in Europa. Wie schafft man es, sich in nur sechs Jahren vom Anfängerniveau zur gefragten Expertin zu entwickeln? Auf diese Frage möchte ich im Folgenden versuchen, Antworten zu finden.

Das Erste, was man benötigt, ist das wissenschaftliche Handwerkszeug. Wer Wikipedia zu Ditte Bandini befragt, findet viel zu ihrer wissenschaftlichen Karriere in Völkerkunde und Indologie an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Bis heute steht dort aber noch nichts zu Ihren mykologischen Aktivitäten – wohl nur eine Frage der Zeit, bis sich das ändert. Eigene Beobachtungen sorgfältig zu dokumentieren, die gesamte Literatur zu durchforsten und jede dort getroffene Annahme kritisch zu hinterfragen und mit eigenen Beobachtungen zu vergleichen – das ist Ihre selbstverständliche Arbeitsweise und macht auch ihre mykologischen Publikationen zu einer Quelle echten neuen Wissens.

Das Zweite, was man benötigt, ist eine gewisse Beharrlichkeit. Diese Beharrlichkeit hat Ditte auf Exkursionen durch ganz Europa bis in den hohen Norden geführt, um neue Proben für ihre Untersuchungen zu sammeln. Die private Forschung erfolgt also mit hoher Intensität. Bei ihr schlägt diese Intensität aber nicht in eine Ditte Bandini zusammen mit Bernd Oertel bei Verbissenheit um, sondern sie bleibt dabei im persönlichen Umgang bemerkenswert locker.

Das Dritte, was man benötigt, ist die Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Wer am liebsten allein im stillen Kämmerlein arbeitet, kann sehr effektiv viele Fleißarbeiten erledigen, aber es fehlt an einer gewissen Breite, die sich erst durch den Austausch mit anderen ergibt. Sicher kennen Sie das Zitat von Marie von Ebner-Eschenbach: „Wissen ist das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt“. Es sind nicht nur die hochrangigen europäischen Risspilzforscher, mit denen Ditte Bandini in Korrespondenz steht. Auf der Webseite www.inocybe.org stehen 120 Namen in der Danksagung, in verschiedenen Pilzforen gibt sie bereitwillig jedem Fragenden eine Auskunft zu den dort vorgestellten Risspilzen.

Das Vierte, das man benötigt, ist ein guter Lehrer. Es schmälert Dittes Leistungen in keiner Weise, wenn ich sage, dass ihr mykologischer Erfolg ohne Bernd Oertel wohl in dieser Form nicht möglich gewesen wäre. Aber Bernd Oertel als Lehrer zu haben, ist ein ganz besonderer Glücksfall: wie kaum ein anderer beherrscht er die Arbeitsweisen der Amateur- und Feldmykologen ebenso wie die universitären Labortätigkeiten. Egal ob es um mikroskopische und fotografische Praxis oder um das Rechnen von phylogenetischen Bäumen auf Basis der Gensequenzen geht – von Bernd Oertel können wir alle noch etwas lernen. Also zählt Ditte Bandini wohl zu seinen begabtesten Schülerinnen. Ihr Fortschritt war schnell genug, dass inzwischen die beiden ihre Inocybe-Forschung gemeinsam auf Augenhöhe vorantreiben können. Nachdem ich nun meine Gedanken geäußert habe, warum ich Ditte für eine außergewöhnliche Mykologin halte, möchte ich kurz noch ein paar Worte zu Ihren bisherigen Ergebnissen sagen.

Ich glaube, ihre erste Publikation zur Gattung Inocybe reicht bis 2012 zurück: in der Zeitschrift für Mykologie, ein Artikel zu Inocybe treneri. 2014 erschien dann in der Reihe “Fungi non delineati” der Doppelband 73/74, in dem sie als Ko-Autorin mit Erminio Ferrari viele Risspilzarten beschreibt. Auf Ihrer Webseite www.inocybe.org findet man zurzeit 211 Arten und Varietäten, die jeweils mit Beschreibung und hervorragenden Bildern und Mikrofotos illustriert sind.

Liebe Ditte, wir hoffen, dass Dir diese Preisverleihung ein weiterer Ansporn ist, Deine Arbeit fortzusetzen. Auch wenn Du gerade mal in der undankbaren Untergattung Mallocybe für Ordnung sorgen musst. Und wir alle warten gespannt auf das Erscheinen Deiner Monographie der europäischen Risspilze.

Veröffentlicht in den DGfM-Mitteilungen 2017/1

Ditte Bandini und das Präsidium

Der Adalbert-Ricken-Preis 2014 erging in Mettlach/Orscholz an Björn Wergen für seine systematische Bearbeitung der Ascomyceten, insbesondere der Kernpilze.

 

Laudatio von Dr. Wolfgang Prüfert

Ich habe heute die schöne Aufgabe, die Person vorzustellen, die für den Adalbert-Ricken-Preis 2014 ausgewählt wurde: Dieser Preis für junge Hobbymykologen geht an Björn Wergen aus Kreuzau in der Nordeifel für seine Leistungen zur Erforschung der Ascomyceten und seinen Einsatz bei der Pilzkartierung.

An dieser Stelle beginnt man die Laudatio gewöhnlich mit einem Lebenslauf. Bei der Ehrung eines Jung-Mykologen muss ich aber niemanden mit der Aufzählung unzähliger Lebensstationen langweilen, sondern darf es ganz kurz machen: Björn wurde am 30.7.1985 in der Eifel geboren, und hat sich schon als Kind für Pilze interessiert. Im zarten Alter von 16 Jahren hat er die Prüfung zum Pilzsachverständigen in Bad Laasphe abgelegt – eigentlich wollte er schon mit 15, aber Christa Münker hatte ihm empfohlen, noch ein Jahr zu warten. Dann ein Studium in Köln – einige, mit denen ich gesprochen hatte, nahmen an, Björn sei Biologe, was angesichts seiner Kenntnisse auch naheliegt. Tatsächlich hat er aber Mathematik und Geschichte auf Lehramt studiert, und dies letztes Jahr mit Erfolg abgeschlossen. Im Moment arbeitet er im Einzelhandel und ist in die Eifel, seine alte Heimat, zurückgekehrt.

Unter Mykologen ist Björn Wergen vor allem als Kenner der Ascomyceten bekannt. Auf seiner Webseite „funghiparadiese“ werden mittlerweile 800 Arten mit Bildern und Mikrofotos vorgestellt – das sind doppelt so viele, wie im ersten Band von „Pilze der Schweiz“ abgebildet sind. Unter den von Björn vorgestellten Arten sind viele Pyrenomyceten – schwarze Punkte, die von anderen Mykologen oft nicht beachtet werden. Zum Schwerpunktthema „Pyrenos“ arbeitet Björn mit Spezialisten aus mehreren europäischen Ländern zusammen. Ein anderes Arbeitsfeld ist die Ascomyceten-Funga auf Clematis (Waldrebe) als Substrat.

Björn ist mit seinen Interessen und Kenntnissen allerdings sehr viel breiter aufgestellt, wovon ich mich gestern auch selbst im Wald überzeugen konnte. Egal ob Blätterpilze oder Rindenpilze, Björn wusste zu fast allem etwas zu sagen. Er ist ambitionierter Pilzfotograf, Mikroskopiker und Pilzkartierer.

Auf mehreren Reisen nach Österreich ist eine Artenliste entstanden, die 2013 in der ÖZP abgedruckt wurde und die dortige Kartierung um die bisher fehlenden Ascomyceten ergänzte. Er ist noch immer in regem Austausch mit der Universität Wien, die ihm Proben zur Bestimmung zusendet und die er umgekehrt zur Sequenzierung dorthin schickt. In Kürze erscheint sein Buch über die „Pilze in Kerpen und Umgebung“, in dem die alten Aufzeichnungen von Walter Zenker aus 40 Jahren in Buchform gebracht werden.

Aber Björn stellt nicht nur auf seiner eigenen Webseite sein Wissen der Allgemeinheit zur Verfügung – er moderiert auch eines der großen deutschen Pilzforen, das Forum „pilzbestimmung.eu“ und ist als Pilzsachverständiger aktiv in der Pilzberatung. Und auch die Pilzberatung übt er nicht einfach nur normal aus, sondern hat gleich ein Buch dazu geschrieben: „Der Pilzberater für unterwegs“ ist letztes Jahr im renommierten Ulmer-Verlag erschienen.

Björn, wir sind stolz und glücklich, einen so aktiven und vielseitigen Freizeitmykologen in unserer Gesellschaft zu haben. Mach bitte weiter so!

Veröffentlicht in den DGfM-Mitteilungen 2015/1

Konstanze Bensch und Björn Wergen

Der Adalbert-Ricken-Preis 2010 wurde an Friedemann Klenke für seine Arbeiten über phytopathogenen Kleinpilze verliehen.

 

Laudatio von Dr. Claudia Görke

Irgendwann fragte ich eine gestandene Botanikerin und Mykologin, was sie denn zum Bestimmen von phytopathogenen Pilzen verwenden würde, der „Brandenburger" wäre ja schon älter. Mit der Antwort „den Klenke" konnte ich zunächst nicht viel anfangen, doch heute, inzwischen im Besitz des grünen Büchleins, nehme ich dieses Werk immer wieder zu Hilfe, wenn mich ein Rost- oder Brandpilz anlacht. Deshalb freue ich mich, Friedemann Klenke zum Adalbert-Ricken-Preis gratulieren zu dürfen.

Friedemann Klenke wurde 1963 in Lichtenstein, am Rande des Erzgebirges, wo nahezu jedermann Speisepilze sammelt, geboren. Nach Schulbesuchen in Sachsen-Anhalt und Sachsen machte er Abitur und studierte ab 1984 Verkehrstechnologie in Dresden. Schon während des Studiums arbeitete er ehrenamtlich als Naturschutzhelfer. Das botanische Interesse führte ihn 1986 in die Botanische Fachgruppe „Floristik (Geobotanik) des Elbhügellandes" Dresden. 1991 übernahm er die stellvertretende Leitung. Sein botanisches Wissen hilft ihm auch beruflich, denn seit 1992 ist er im Sächsischen Landesamt für Umwelt und Geologie (heute Landesamt für Umweit, Landwirtschaft und Geologie) zuständig für die Konzeption und Dokumentation von Schutzgebieten des Naturschutzes in Sachsen.

Zwei Jahre nach dem Antritt im Landesamt regte ihn Prof. Dr. Hans-Jürgen Hardke (Possendorf) an, sich doch näher mit phytoparasitischen Pilzen zu beschäftigen. Begleitet von vielen haupt-und ehrenamtlichen Mykologen ist sein wichtigster mykologischer Mentor Dr. Horst Jage (Kemberg). Friedemann Klenke ist Gründungs- und Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Mykologen. 1998 entstand dann das oben genannte Werk: ,,Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze in Sachsen." - Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker N.F., Sonderheft 16. Da die Bestimmungshilfen inzwischen vergriffen sind, ist es gut, dass sie auch elektronisch vorhanden sind.

In Baden-Württemberg lebend, stelle ich mir natürlich die Frage, wie weit diese Bestimmungshilfe übertragbar ist. Deshalb freue ich mich, dass Friedemann Klenke seit 2006 an der Roten Liste der Phytopathogenen Liste mitarbeitet. Auch seine neueste Publikation, zusammen mit seinem Mentor Dr. Horst Jage und Dr. Markus Scholler über die phytoparasitische Kleinpilze aus dem bayerischen und baden-württembergischen Allgäu lassen bei mir die Hoffnung aufkommen, dass es irgendwann einmal einen „Klenke" für ganz Deutschland geben könnte, denn seine Arbeit ist deutschlandweit anerkannt.

Viele Mykologen stellen Fragen und erhalten Antworten zu phytopathogenen Pilzen, weitere Publikationen zeugen davon, dass Friedemann Klenke die ein oder andere Wissenslücke, die wir in Bezug auf diese Pilzgruppe haben, schließen möchte. Deshalb möchte ich mich bei seiner Frau Christiane und den drei Kindern bedanken, dass sie Friedemann die Zeit für die kleinen Pilze und die Publikationen lassen.

Veröffentlicht in den DGfM-Mitteilungen 2011/1

Der Ricken-Preis 2006 geht an Jörg Albers. Seine mykologischen Schwerpunkte liegen in der Erfassung der regionalen Pilzflora (Funga) mit einem Schwerpunkt in der Standortkunde und Standortkartierung. Besonderes Interesse finden hier die Inseln der Nordsee und die Binneninseln im Unterlauf der Weser. Seine Bemühungen um die Erkenntnisse älterer Pilz- und Naturkundler im Raum Bremen runden das sympathische Bild des noch jungen Hobbyforschers ab. Seine Wahl zeigt auch, dass Mykologie in unserer Gesellschaft keineswegs mit Harz und Haarstrang im Norden aufhört.

Am 26.2.1969 in Hamburg geboren kam Jörg, wie fast alle Hobby- und die meisten Berufsmykologen als Speisepilzsammler, von der Mutter oder anderen Angehörigen angeleitet, mit diesen faszinierenden Lebewesen in Kontakt. 1988, ich tingelte mit Kulturspeisepilzen auf Holz und Stroh als Exponate mit einem Schwarzwaldstand durch Deutsche Verbrauchermessen, lernten wir uns in Hamburg kennen. Jörg hatte schon länger das Bedürfnis, die Welt der Pilze hinter dem Rand der Bratpfanne zu ergründen und so führte unser zufälliges Kennenlernen zu einigen Weiterbildungskursen und zur 1992 abgelegten Pilzsachverständigenprüfung.

1994 lernte er Bernt Grauwinkel kennen und schätzen und arbeitete fortan im Arbeitskreis Pilzkunde des Naturwissenschaftlichen Vereins zu Bremen mit. Im Jahre 2000 übernahm er die Leitung des Arbeitskreises und steht ihm seither mit Erfolg und Teamgeist vor. Von 1995 bis heute besuchte er mit nur einer Ausnahme alle Dreiländer-, Deutschland- und internationalen Tagungen, an denen die DGfM beteiligt war. Auch die traditionellen Tagungen des Arbeitskreises Pilzkunde besucht er seither regelmäßig und bringt dort seine Fachkenntnisse ein. Für die Arbeit über den Bremer Pilzkundler Wilhelm Syamken erhielt er zusammen mit Bernt Grauwinkel den Bremer Preis für Heimatforschung.

Auf der Deutschland-Tagung in Hornberg wurde der Adalbert-Ricken-Preis 2002 an Benno Westphal aus Mosbach verliehen – in Würdigung seiner Verdienste um die mykofloristische Erforschung Nordwest-Mecklenburgs sowie für seinen langjährigen Einsatz in der Pilzaufklärung und -beratung der Stadt und des Kreises Wismar.

Andreas Gminder wurde der Adalbert-Ricken-Preis 1998 für seine breitgestreute, mykologische, taxonomisch-floristische Tätigkeit und für seinen Einsatz bei der Kartierung der Großpilze Deutschlands zuerkannt.

Josef Christan wurde für seine herausragenden Untersuchungen an der Gattung Ramaria mit dem Adalber-Ricken-Preis 1996 geehrt.

Hans-Otto Baral erhielt 1994 den Adalbert-Ricken-Preis aufgrund seiner herausragenden taxonomsichen und systematischen Arbeiten an Ascomycetes.

Der Adalbert-Ricken-Preis 1991 wurde an Axel Schilling für seine Verdienste in der Kartierung verliehen.

Klaus Siepe wurde der Preis wegen seiner breitgestreuten pilzfloristischen Untersuchungen insbesondere des Münsterlandes zuerkannt.

Hans Bender wurde der Adalbert-Ricken-Preis 1989  zuerkannt wegen seiner fundierten Kenntnisse und wegen seiner Forschungen und Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Blätterpilze, namentlich der Gattung Coprinus.

Manfred Enderle bekam den Adalbert-Ricken-Preis 1987 als Anerkennung seiner Forschungen und Publikation auf den Gebieten der Floristik, Morphologie, Ökologie und Taxonomie mitteleuropäischer Höherer Pilze, sowie seiner langjährigen Bemühungen um den Schutz der Pilze und ihrer Biotope.

Jürgen Häffner erhielt die Ehrung, weil er „mittels eigenständiger und origineller Arbeiten zur Floristik, Morphologie, Chorologie und Taxonomie der Großpilze zur Erweiterung unseres Wissens“ beigetragen hat.

Oscar Brefeld Preis

Julius Oscar Brefeld um ca. 1877

Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie e.V. verleiht den Oscar-Brefeld-Preis in zweijährigem Turnus.

Der nach dem deutschen Botaniker und Mykologen Oscar Brefeld (1839–1925) benannte Wissenschaftspreis wurde anlässlich der 1. Internationalen Tagung der DGfM und der Publikation des 70. Bandes der Zeitschrift für Mykologie im Jahre 2004 begründet und erstmals verliehen.

Die DGfM zeichnet mit diesem Preis junge Wissenschaftler/innen für exzellente wissenschaftliche Forschung in der Mykologie aus. Dadurch sollen vielversprechende Nachwuchsmykologinnen und -mykologen unterstützt und ermutigt werden, eine akademische Laufbahn einzuschlagen oder eine Karriere in der mykologischen Forschung zu begründen.

Die Vergabe des Oscar-Brefeld-Preises erfolgt nach folgenden Richtlinien.

Preisträger

Laudatio für Dr. Cathrin Manz

"Für wegweisende Beiträge zur Diversität und Ökologie tropischer Russula-Arten“

Cathrin Manz hat im Arbeitskreis Mykologie im Fachbereich Biowissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main im Jahr 2025 eine Promotion mit dem Titel “Diversity and ecology of ectomycorrhizal Russula species in the tropics” abgeschlossen. Täublinge (Russula spp.) sind die zweitgrößte Gattung der Großpilze und unverzichtbare Ektomykorrhiza-Partner in vielen Wäldern weltweit. Wie wir durch metabarcoding-Daten wissen, gibt es insbesondere in den Tropen noch sehr viele bisher unbekannte Arten und systematische Untergruppen in dieser Gattung.

Cathrin Manz hat die Herausforderung der Erforschung dieser verborgenen Diversität angenommen und wichtige Beiträge für unser Verständnis der Vielfalt, der Morphologie, ökologischer Anpassungen, Evolution und Biogeographie von Russula-Arten geleistet. Ihr Methodenspektrum reicht von Geländearbeit in Europa und in den Tropen (Mittelamerika, Benin), über morphologische Untersuchungen (licht- und rasterelektronenmikroskopisch), wissenschaftliches Zeichnen, Taxonomie, die Ermittlung molekularer Sequenzen verschiedener Genregionen bis hin zu molekularphylogenetischen Analysen und darauf aufbauenden Methoden.

Den Kern der Dissertation bildet die Forschung zur Diversität und Evolution tropischer Russula Arten in Benin (Westafrika). In den Jahren 2021 und 2022 sammelte C. Manz in Benin in Kooperation mit Prof. N. S. Yorou (Université de Parakou) knapp 300 Belege von Russula-Arten. Durch die Bearbeitung dieser Belege wurde die monophyletische Linie „Afrovirescentinae“ als Schwestergruppe zur Subsektion Virescentinae entdeckt und mithilfe von Sequenzdaten aus Datenbanken eine globale Diversität von über 90 Arten in der Verwandtschaftslinie aufgezeigt (Manz et al. 2025a).

In der Region um den Isthmus von Panama wurde die Diversität von Russula-Arten der Subsektionen Castanopsidum (Manz et al. 2025b) und Substriatinae (Vera et al. 2021) in West-Panama und Nord-Kolumbien untersucht. In einer weiteren Arbeit zur Diversität von Russula-Arten in der Neotropis wurden vier potentiell endemische Arten der Subsektion Roseinae mit Vorkommen in von Quercus spp. und Oreomunnea mexicana dominierten Wäldern West-Panamas neu beschrieben (Manz et al. 2021).

Cathrin Manz ist zurzeit Erst- oder Koautorin von insgesamt 13 Artikeln in internationalen wissenschaftlichen Zeitschriften. Ihr Name steht an 25 Taxa, darunter bei 12 Namen als Erstautorin (Mycobank 25.5.2025). Neben diesen exzellenten international sichtbaren wissenschaftlichen Leistungen bewies C. Manz breite mykologische Kenntnisse durch Beiträge in deutschsprachigen mykologischen Fachzeitschriften, und zwar zu aquatischen Pilzen, Rindenpilzen, Wiesenpilzen und weiteren Gruppen.

 

Zitierte Literatur

Manz, C., Adamčík, S., Looney, B. P., Corrales, A., Ovrebo, C., Adamčíková, K., … & Piepenbring, M. (2021) Four new species of Russula subsection Roseinae from tropical montane forests in western Panama. PLoS ONE, 16, e0257616.

Manz, C., Amalfi, M., Buyck, B., Hampe, F., Yorou, N. S., Adamčík, S., & Piepenbring, M. (2025a) Just the tip of the iceberg: uncovering a hyperdiverse clade of African Russula (Basidiomycota, Russulales, Russulaceae) species with signs of evolutionary habitat adaptations. IMA Fungus, 16, e140321.

Manz, C., Ortiz-Suárez, A., Adamčíková, K., Looney, B. P., Noffsinger, C. R., Caboň, M., … & Corrales, A. (2025b) Taxonomic discoveries suggest a host-symbiont co-migration of Russula subsect. Castanopsidum with Fagaceae in the Americas. Fungal Systematics and Evolution, angenommen.

Vera, M., Adamčík, S., Adamčíková, K., Hampe, F., Caboň, M., Manz, C., … & Corrales, A. (2021) Morphological and genetic diversification of Russula floriformis, sp. nov., along the Isthmus of Panama. Mycologia, 113, 807–827.

 

 

Laudatio für Christopher Lambert

 

Christopher Lambert hat sich in seiner Dissertation mit vielfältigen Fragestellungen beschäftigt, die die Taxonomie, die Phylogenie und den Sekundärstoffwechsel der Xylariales mit Schwerpunkt auf die Hypoxylaceae betreffen. Seine Dissertation umfasst 24 Veröffentlichungen, deren Inhalte hier gar nicht alle im Detail behandelt werden können.

Besonders hervorzuheben sind seine Arbeiten zur Phylogenomik der letztgenannten Familie, wo wir erstmals Genomsequenzen der dritten Generation (PACBIO, ONP) generieren und vergleichen konnten. Diese Genomsequenzen enthielten eine überraschend hohe Anzahl von Biosynthese-Genclustern für Sekundärmetaboliten, die in Zusammenarbeit mit Biochemikern und Molekularbiologen weiter charakterisiert wurden. Aus diesen Arbeiten resultierten auch neue Erkenntnis über die intragenomischen Polymorphismen der ITS-Region.

Er hat auch viele neue Wirkstoffe vom Cytochalasan-Typus selbst isoliert und im zellbiologischen Labor mit Hilfe von Konfokalmikroskopie charakterisiert.

Zudem hat er in Zusammenarbeit mit anderen Promovierenden und MSc-Absolventen aus Deutschland, Kolumbien, Thailand, Argentinien, Panama, dem Iran und anderen Ländern eine ganze Reihe neuer Taxa gefunden und mithilfe polythetischer taxonomischer Ansätze beschrieben. Er hatte auch entscheidenden Anteil daran, den Lebenszyklus der Endophyten aufzuklären, welche die Cyclopeptide vom PF-1022-Typus produzieren, aus denen das von Bayer vermarktete Antiparasitikum Emodepsid gewonnen wird. Zudem half er, den Lebenszyklus der Gattung Muscodor aufzuklären.

Schließlich hat Christopher auch an einigen vielbeachteten Übersichtsartikeln aktiv mitgearbeitet. Rezente Beispiele sind Niego et al. “The contribution of fungi to the global economy” Fungal Diversity 2023, 121 (1), 95-137 und Schrey et al. “Fungi: Pioneers of chemical creativity–Techniques and strategies to uncover fungal chemistry” (IMA Fungus 2025, 16, e142462). Seine Arbeiten wurden bereits über 1500mal zitiert.

Christopher möchte auch künftig der akademischen Forschung treu bleiben und bereitet sich gerade auf einen Auslandsaufenthalt als Postdoc vor, wo er seine Kenntnisse in Bioinformatik weiter ausbauen möchte. Ich wünsche ihm dabei von ganzem Herzen viel Erfolg.

Der Oscar-Brefeld-Preis wurde am 5. Oktober 2021 während der Jubiläumstagung „100 Jahre DGfM“ in Blaubeuren an Dr. Oleksander Ordynets für seine außerordentlichen Verdienste bei der Erforschung der Diversität aphyllophoroider Pilze verliehen.

Laudatio von Prof. Dr. Ewald Langer

Ich lernte Oleksander Ordynets zum ersten Mal kennen als er im Rahmen eines Wissenschaftleraustausches der Universität Marburg nach Deutschland kam. Er besuchte damals mit seinem Kollegen Eugen Dykyi für einen Tag auch die Universität Kassel und hielt an meinem Fachgebiet Ökologie den Vortrag "Aphyllophoroid fungi in Ukraine". Der Vortrag beeindruckte mich sehr. Ich suchte seinerzeit nach einem Doktoranden und schlug ihm vor sich an meinem Fachgebiet zu bewerben. In den folgenden Wochen hatten wir Online-Treffen und Interviews, was technisch und mental nicht einfach war. Das Heimatland zu verlassen ist eine schwerwiegende Entscheidung. Am 1. Dezember 2013 wurde Oleksander am Fachgebiet Ökologie als Doktorand angestellt.

Oleksander begann seine wissenschaftliche Karriere an der Karazin Kharkiv National Universität, Ukraine, mit einem Bachelorabschluss mit Auszeichnung im Juni 2009. Ein Jahr später erwarb es seinen Masterabschluss an derselben Institution, ebenfalls mit Auszeichnung. Der Titel der Abschlussarbeit lautete “Diversity and ecology of Aphyllophoralean fungi in the forests of Siverskyi Donets River basin (Eastern Ukraine)”. Der Betreuer war Alexander Akulov. Ab diesem Zeitpunkt arbeitete er im Pflanzenpathologischen Labor der staatlichen Pflanzenquarantäne in Kharkiv bis Januar 2013. Während dieser Zeit veröffentlichte er nicht weniger als sieben Publikationen über die Diversität aphyllophoroider Pilze der Ukraine.

Während seiner Zeit als Doktorand an der Universität Kassel publizierte er 11 Artikel, davon vier als Erstautor. Er beschrieb zwei neue Trechispora-Arten von La Réunion "Two new Trechispora species from La Réunion Island" in Mycological Progress. In 2017 publizierte er ein Datenpaper "Aphyllophoroid fungi in insular woodlands of eastern Ukraine" im Biodiversity Data Journal. Dieser Datensatz stellt eine Checkliste der aphyllophoroiden Taxa der Ostukraine zur Verfügung. Die Daten wurden mit der PlutoF workbench bearbeitet, die auch an GBIF angebunden ist. Er publizierte darin 3.418 Datensätze, davon 2.727 Belege und 691 Beobachtungen von Pilzfruchtkörpern, die zu 349 Pilzarten gehören – ein sehr gutes Beispiel dafür, wie Daten heutzutage online zur Verfügung gestellt werden können! Ein anderes hervorragendes Beispiel für Datenanalyse ist sein 2018 im Journal of Biogeography veröffentlichtes Paper "Do plant-based biogeographical regions shape aphyllophoroid fungal communities in Europe?" Hierfür analysierte er über 14.000 Datensätze von fast 1.500 aphyllophoroiden Pilzarten aus 39 Gebieten in 17 Ländern. Indem er die Zusammensetzung der pilzlichen Artengemeinschaft und deren Artenreichtum der untersuchten Gebiete analysierte, konnte er feststellen, dass Europäische Pilzgemeinschaften von verschiedenen Diversitätskomponenten abhängig sind: Der Artenreichtum der Gemeinschaften wird am besten durch die Zusammensetzung der Pflanzengemeinschaften erklärt. Die beta-Diversität und der Artenwechsel von Gemeinschaften erklärt sich aus dem Klima und der Besiedelung von unterschiedlichen Baumarten. Eine andere sehr wichtige Publikation während seiner Doktorandenzeit war "Short-spored Subulicystidium (Trechisporales, Basidiomycota): high morphological diversity and only partly clear species boundaries" 2018 in MycoKeys veröffentlicht. In dieser Studie untersuchte er 144 Subulicystidium-Belege aus der Paleo- und Neotropis. Es wurden 94 ITS- und 51 LSU-DNA-Sequenzen von Fruchtkörpern von Subulicystidium neu generiert und mit neuster Methodik analysiert. Als Ergebnis wurden 11 neue Subulicystidium-Arten beschrieben nämlich Subulicystidium boidinii, S. fusisporum, S. grandisporum, S. harpagum, S. inornatum, S. oberwinkleri, S. parvisporum, S. rarocrystallinum, S. robustius, S. ryvardenii und S. tedersooi. S. naviculatum, S. nikau, S. obtusisporum, S. brachysporum und S. meridense wurden aufgrund molekularer Daten revidiert. Nur nebenbei: Für diese Arbeit wurden 2.840 Sporen von 67 sequenzierten Belegen vermessen und dokumentiert.

Seine Promotion erlangte Oleksander am 23. Oktober 2018 mit "summa cum laude" durch seine Dissertation “Diversity of aphyllophoroid fungi from taxonomical and biogeographical perspectives”.

Nach seiner exzellenten Dissertation führten ihn die methodischen Probleme die im Subulicystidium-Paper auftraten zu einem neuen Forschungsfeld: Die Analyse von Sporenformen mit neuen Methoden, Statistik und Morphometrik. Für diese Arbeiten wurde er als Postdoc am Fachgebiet Ökologie der Universität Kassel angestellt. Von Dezember 2018 bis heute publizierte er fünf Artikel, davon drei als Erstauthor. Desweiteren publizierte er 6 neue Methoden auf der Plattform protocols.io, alle mit DOI-Nummer, eine vorbildliche Praxis für transparente und kommunikative Wissenschaft.

In den Artikeln "Morphologically similar but not closely related: the long-spored species of Subulicystidium (Trechisporales, Basidiomycota)" in Mycological Progress und im Artikel "Geometric morphometric analysis of spore shapes improves identification of fungi" veröffentlicht in PLOS ONE, konnte Oleksander neue Verfahren zur Vermessung und mathematischen Analyse von Sporen mit Hilfe von elliptischen Fourierreihen und Hauptkomponentenanalyse entwickeln. Er erreichte hiermit die beste Bestimmungssicherheit mit einer Kombination von Größen- und Gestaltparametern. Das bedeutet, dass das Hinzufügen von geometrischer Form zu Strukturgrößen die Artbestimmung verbessert, egal ob bei pilzlichen Sporen, oder anderen biologischen Formen.

Zusammengefasst hat er 27 Publikationen, davon 15 als Erstautor veröffentlicht. In diesen Artikeln beschrieb er 13 neue Pilzarten. Er veröffentlichte 3 Datensätze sowie 6 neue Methoden. Er hielt viele Vorträge, betreute sehr viele Studenten und hielt Pilzkurse ab. Um sein Wissen auch der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, nahm er an vielen Veranstaltungen teil, zum Beispiel "Kennst Du diesen Pilz?" auf der Wissenschaftsnacht oder eine Pilzexkursion für die Bürger der Stadt Kassel im Zuge der “March of Science” Woche.

Herrn Oleksander Ordynets sei für seinen wissenschaftlichen Einsatz gedankt, die Unterstützung unserer Arbeitsgruppe, aber ebenso für seine Qualitäten als Mensch. Ich wünsche ihm für seine Zukunft alles Gute.

Veröffentlicht in den DGfM-Mitteilungen 2022/1, vorab online

Preisverleihung 2021 Oscar Brefeld Preis an Oleksander Ordynets

Der Oscar-Brefeld-Preis 2018 wurde während der Internationalen DGfM-Tagung in Möhnesee (NRW) an Julia Kruse für ihre herausragenden wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der Brandpilze (Ustilaginales) verliehen.

Laudatio von Prof. Dr. Marco Thines

Frau Julia Kruse hat mit den sechs in ihrer Dissertationsschrift „The phylogeny of smut fungi (Ustilaginomycotina)“ einbezogenen Arbeiten eine wichtige Grundlage für die Bearbeitung verschiedener Gruppen der Brandpilze gelegt, und setzt mit Ihren Arbeiten einen neuen Standard für die zukünftige Bearbeitung. Für die umfassende Bearbeitung verschiedener Brandpilzgruppen hat sie eigens neue Genorte für die phylogenetische Nutzung entwickelt. Die sechs Artikel, die alle in qualitativ hochwertigen, international begutachteten Fachzeitschriften erschienen sind, stellen dabei einen dreimal vollzogenen Doppelschritt dar – die Erarbeitung neuer Arbeitsmittel, in diesem Fall die Entwicklung neuer Primer und die anschließende, beispielhafte Nutzung derselben (im Falle der Arbeit zu Entyloma im Rahmen einer einzigen Publikation). Besonders hervorzuheben sind dabei die drei Bearbeitungen einzelner Untergruppen der Brandpilze, die in führenden Fachzeitschriften im Bereich der Mykologie veröffentlicht wurden. Zwei der Artikel sind in IMA Fungus erschienen (JCI Impact Factor 4,3), einer in Persoonia (JCI Impact Factor 8,1). Über diese schon beindruckende Publikationstätigkeit hinaus hat Frau Kruse an acht weiteren Artikeln mitgewirkt, die in international begutachteten Fachzeitschriften erschienen sind, die aber hier nicht explizit angeführt werden. Des Weiteren hat Frau Kruse auch zahlreiche Artikel in deutschsprachigen, begutachteten Fachzeitschriften und populärwissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht, seit Beginn ihrer Publikationstätigkeit insgesamt 28. Zudem erscheint im Oktober dieses Jahres auch ihr erstes Fachbuch, ein über 400 Seiten starkes Lehr- und Bestimmungsbuch, dass sich insbesondere an Anfänger und fortgeschrittene Phytopathologen richtet. Es handelt sich bei Frau Kruse somit um eine ausgesprochen produktive und kreative Wissenschaftlerin, die national und zunehmend auch international Ansehen als Spezialistin für phytoparasitische Kleinpilze genießt.

Als besonders herausragend sind zwei der sechs Publikationen anzusehen, eine zu Streifenbränden der Gattung Ustilago und eine weitere zu Entyloma auf Ranunculus. Streifenbrände stellen in der Gattung Ustilago eine polyphyletische Gruppe dar, deren größte monophyletische Untergruppe sehr nah verwandte Arten auf verschiedenen Gräsern umfasst. Diese konnten mit bisherigen Methoden phylogenetisch nicht differenziert werden und konnten erst durch die von Frau Kruse neu entwickelten Genorte aufgeschlüsselt werden. Es folgt eine konsequente Überarbeitung der Gruppe und die Beschreibung mehrerer neuer Arten. Diese Arbeit stellt einen wesentlichen Fortschritt für das Verständnis der Artgrenzen und Evolution der Brandpilze dar. Auch die Publikation zu Entyloma auf Ranunculus baut auf eigenen Vorarbeiten auf, zudem werden einige Genorte für die Bearbeitung der Exobasidiomycetes, einer großen Untergruppe der Brandpilze im weiteren Sinne (Ustilagnomycotina), entwickelt. Im Rahmen des Mauskriptes werden die Arten der Gattung Entyloma auf Vertretern der Gattung Ranunculus (inklusive nah verwandter Gattungen) untersucht und Belege für eine hohe Wirtsspezifität der Arten diese Gruppe gefunden. Es folgt eine eingehende morphologische und molekularbiologische Charakterisierung, in deren Folge mehrere neue Arten in dieser Gruppe beschrieben werden. Die Arbeit setzt einen sehr hohen Standard für die weitere Bearbeitung der artenreichen Gattung Entyloma.

In der Zusammenschau ist Frau Kruse mit den sechs in einem Zusammenhang stehenden Publikationen ein großartiges Werk gelungen, das die systematische Erforschung der Evolution und Phylogenie der Brandpilze entscheidend voranbringt. Alle Bearbeitungen sind auf höchstem wissenschaftlichem Niveau und zeugen von der hohen Auffassungsgabe, dem sehr großen Hintergrundwissen und der Leidenschaft, mit der Frau Kruse die Systematik der Brandpilze bearbeitet. Schon heute genießt Frau Kruse eine sehr gute Reputation in Deutschland und ist zunehmend auch international als Expertin für pflanzenparasitische Kleinpilze, insbesondere der Brandpilze, geschätzt. Hervorzuheben ist auch, dass Frau Kruse sowohl im Freiland als auch im Labor exzellente Arbeit leistet, eine Kombination, die leider nur selten vorhanden, aber für die eingehende Bearbeitung von obligat biotrophen Pathogenen unerlässlich ist. Frau Kruse gehört mit Sicherheit zu den besten 5 % der Promovierenden, sowohl was die Quantität als auch was die Qualität ihrer Forschungsergebnisse anbelangt. Es kann kaum ein Zweifel daran bestehen, dass sie sich bei konsequenter Weiterverfolgung ihrer wissenschaftlichen Ziele als unabhängige und erfolgreiche Wissenschaftlerin wird etablieren können.

 

Veröffentlicht in den DGfM-Mitteilungen 2019/2

Julia Kruse

Der Oscar-Brefeld-Preis 2016 wurde während der Wolfgang-Beyer-Gedächtnistagung in Bernried an Dr. Eric Kuhnert für seine Arbeiten an der Systematik und den Metaboliten der Xylariaceen verliehen.

Laudatio von Prof. Dr. Marc Stadler

Ich kenne Eric Kuhnert seit meiner Lehrtätigkeit an der Universität Bayreuth, wo er an dem von Gerhard Rambold und mir gemeinsam veranstalteten Mykologiepraktikum teilnahm. Er zeigte sehr großes Interesse an der Thematik. Da er sich besonders für die pilzlichen Sekundärstoffe interessierte, habe ich es ihm ermöglicht, im Labor unserer Firma InterMed Discovery in Dortmund ein mehrwöchiges Praktikum zu absolvieren, wo er mit den gängigen analytischen und präparativen Methoden der Naturstoffchemie vertraut gemacht wurde.

Er entschied sich schließlich dafür, eine Masterarbeit über ein mykologisches Themengebiet unter unserer Betreuung anzufertigen und lernte unter der Betreuung von Derek Persoh in Bayreuth auch einige wichtige Grundlagen der Molekularphylogenie. Nach Abschluss seiner Masterarbeit wechselte er im April 2014 ans Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, wo ich gerade meine Arbeitsgruppe gegründet hatte und wurde mein erster Doktorand. Er kam in ein fast leeres Labor, musste seinerzeit die „mykochemische“ Arbeitsgruppe mit aufbauen helfen und ist dadurch mit den neu angeschafften Geräten besonders gut vertraut. Er hat sowohl das molekularphylogenetische Labor als auch das naturstoffchemische Labor mit aufgebaut und kooperierte von Anfang an erfolgreich mit den Biotechnologen unserer Abteilung, und insbesondere mit Frank Surup, unserem Nachwuchswissenschaftler, der die Strukturaufklärung der von Herrn Kuhnert gefundenen Sekundärstoffe übernommen hat.

Die Dissertation von Herrn Kuhnert bewegte sich im Spannungsfeld zwischen Biodiversitäts- und Wirkstoff-Forschung. Er hat nicht nur wertvolle Beiträge zur Aufklärung von Korrelationen zwischen der Phylogenie und der Sekundärstoffproduktion in einer wichtigen Familie von Sekundärstoff produzierenden Ascomyceten (Xylariaceae, Gattung Hypoxylon) geleistet, sondern auch mehrere Dutzend neue Naturstoffe isoliert und biologisch charakterisiert. Einige der Veröffentlichungen beruhten auf von ihm selbst gesammeltem und ggf. fermentierten Material, aus dem er entweder die Wirkstoffe oder die korrespondierenden wirkstoffproduzierenden Myzelkulturen gewonnen und charakterisiert hat. Er hat über die Teilnahme an mehreren Exkursionen im In- und Ausland (auch im Rahmen von zwei DAADPPP Kooperationen mit Partnern in Thailand und Argentinien) viele weltweit anerkannte Experten persönlich kennen gelernt und dabei einschlägige Erfahrungen mit der Freilandarbeit gewonnen. Er kennt sich sowohl mit klassischen mikroskopischen Methoden als auch mit der Molekularphylogenie aus. Daneben beherrscht er viele Verfahren der analytischen und präparativen Naturstoffchemie und verschiedene Methoden der Biotechnologie.

Herr Kuhnert war während seiner dreijährigen Promotionszeit an unserem Institut äußerst produktiv und hatte zum Zeitpunkt seiner Promotionsprüfung bereits zwölf akzeptierte Veröffentlichungen vorzuweisen, fünf davon als Erstautor. Aktuell ist die Anzahl seiner Publikationen bereits auf 18 gestiegen. Bislang stehen als Highlights zwei Veröffentlichungen in Fungal Diversity zu Buche, bei denen er Erstautor ist. Eine dritte, umfangreiche Arbeit über die Gattung Annulohypoxylon ist gerade in Revision und wird demnächst ebenfalls in dieser Zeitschrift erscheinen. Andere Publikationen wurden von Zeitschriften wie Mycological Progress, Fungal Biology, Journal of Natural Products und Phytochemistry angenommen. Auf Grund dieser Leistungen im Rahmen eines internationalen, interdisziplinären Umfelds gehört Eric Kuhnert sicherlich zu den erfolgreichsten jungen Mykologen der letzten Jahre, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit.

Herr Kuhnert hat im Juli 2015 seine Promotion an der TU Braunschweig mit Auszeichnung („summa cum laude“) abgeschlossen und arbeitete bis zum 1.6.2016 als Postdoc weiter in unserer Abteilung am HZI. Seitdem ist er über ein DAAD-Auslandstipendium in Houston (Texas, USA) bei meinem Kollegen Prof. Gerald F. Bills, wo er seine Fachkenntnisse auf das Studium der Biosynthese pilzlicher Sekundärstoffe erweitern und im Zuge dieses Aufenthalts die einschlägigen Methoden (Bioinformatik, Molekularbiologie) erlernen möchte.

Ich wünsche ihm alles Gute für die Zukunft.

Veröffentlicht in den DGfM-Mitteilungen 2017/1

Dr. Eric Kuhnert

Konstanze Bensch und Björn Wergen

Der Oscar-Brefeld-Preis unserer Gesellschaft wurde am 1. Oktober 2014 in Mettlach/Orscholz an Dr. Konstanze Bensch für ihre Arbeiten an der Monographie der Gattung Cladosporium verliehen.

Laudatio von Prof. Dr. Uwe Braun

Frau Konstanze Bensch ist zurzeit an der Botanischen Staatssammlung München in der Arbeitsgruppe von Frau Dr. D. Triebel (Herbarium) tätig. Sie ist dort in verschiedene Projekte zur Erfassung, Aufarbeitung und datenbankmäßigen Bereitstellung mykologischer Daten involviert. Das betrifft zum Beispiel die Mitarbeit im Projekt „DiversityMobile“ zur Schaffung eines Informationsnetzwerkes zu biologischen Feld-Forschungsdaten und deren Übertragung in eine primäre Datenbank, aber auch die wissenschaftliche Leitung verschiedener Digitalisierungsstationen innerhalb des GBIF-Deutschland-Knotens für Pilze und Flechten. Darüber hinaus koordiniert sie das Münchener Flechten- und Pilz-Projekt im Rahmen von „Global Plant Initiative“, betreut die Erysiphales-Daten in LIAS und DiversityCollection und arbeitet am „help desk“ für „DiversityTaxonNames“ mit.

Frau Bensch hat sich während ihres Biologiestudiums an der Martin-Luther-Universität Halle auf die Taxonomie der Pilze spezialisiert und im Rahmen der Diplom-Arbeit in meiner Arbeitsgruppe eine taxonomische Monografie der Hyphomyzetengattung Fusicladium erstellt (Schubert K (2001): Taxonomische Revision der Gattung Fusicladium (Hyphomycetes, Venturia-Anamorphen; später publiziert als: Schubert K, Ritschel A, Braun U (2003): A monograph of Fusicladium s. lat. (Hyphomycetes). Schlechtendalia 9: 1-132).

Danach erhielt sie an der Universität Halle (Saale) ein Promotionsstipendium. Ziel ihrer Arbeiten war es, einen wichtigen Beitrag zur Revision der praxisrelevanten Gattung Cladosporium zu leisten, die große Bedeutung für Phytopathologie, humanmedizinische Mykologie und Gebäudemykologie (indoor fungi) hat. Die Gattung Cladosporium umfasste zu Beginn der Arbeit 772 Namen, die in einem ersten Schritt in einer kommentierten Liste zusammengefasst und veröffentlich worden sind (Dugan FM, Schubert K, Braun U (2004): Check-list of Cladosporium names. Schlechtendalia 11: 1-103). Cladosporium war in seiner breiten historischen Umgrenzung völlig heterogen und galt lange als sehr schwierige, nicht oder kaum handhabbare Gattung. Hawksworth (Fungal genera in urgent need of taxonomic work. Microbiological Sciences 3: 58, 1986) bezeichnete sie als eine der Gattungen, die besonders dringend revidiert werden müssen. Im Rahmen ihrer Promotion hat Frau Bensch (damals Schubert) eine umfassende taxonomische Bearbeitung blattbewohnender, pflanzenpathogener Cladosporium-Arten erstellt (Schubert K (2005): Morphotaxonomic revision of foliicolous Cladosporium species (hyphomycetes). Dissertation, Martin-Luther-Universität Halle) die mit „sehr gut“ bewertet und verteidigt wurde. Fernziel blieb aber eine umfassende Monografie der gesamten Gattung Cladosporium.
Ein weiterer Baustein war eine monografische Bearbeitung pilzbewohnender Cladosporium-Arten (Heuchert B, Braun U, Schubert K (2005): Morphotaxonomic revision of fungicolous Cladosporium species (hyphomycetes). Schlechtendalia 13: 1-78).
Der letzte und schwierigste Schritt zu einer Gesamtbearbeitung war aber die Revision saprobischer Cladosporien, die nur unter Einbeziehung molekularer Methoden möglich war. Das überstieg jedoch die Möglichkeiten und Ressourcen in Halle und wurde dann in enger Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe von Pedro Crous in Utrecht, Niederlande, in Angriff genommen. Kritische Revisionen Cladosporium-artiger, aber nicht direkt verwandter Gattungen und eine monografische Bearbeitung des Cladosporium herbarum-Komplexes wurden als erste Ergebnisse in einem Sammelband publiziert (Crous PW, Braun U, Schubert K, Groenewald JZ (2007): The genus Cladosporium and similar dematiaceous hyphomycetes. Studies in Mycology 58: 1-253). Frau Bensch war hier an mehreren Beiträgen beteiligt, federführend aber an der Cladosporium herbarum-Revision. Ein weiterer Schritt war eine umfassende Bearbeitung des Cladosporium cladosporioides-Komplexes (Bensch K, Groenewald JZ, Dijksterhuis J, Starink-Willemse M, Andersen B, Summerell BA, Shin HD, Dugan FH, Schroers H-J, Braun U, Crous PW (2010): Species and ecological diversity within the Cladosporium cladosporioides complex (Davidiellaceae, Capnodiales). Studies in Mycology 67: 1-96).

Die Arbeiten und Aktivitäten kulminierten dann 2012 in einer veröffentlichten Gesamtmonografie der Gattung Cladosporium (Bensch K, Braun U, Groenewald JZ, Crous PW (2012): The genus Cladosporium. Studies in Mycology 72: 1-401), die ein echtes Highlight taxonomisch-mykologischer Forschung darstellt. Derartige monografische Veröffentlichungen so umfangreicher und komplexer Pilzgruppen gibt es eher selten. Die Wertschätzung der Fachwelt für dieses Werk wurde in aller Deutlichkeit in einer Rezension von Amy Rossman (USA) ausgedrückt, die mit der Feststellung begann „The CBS series, Studies in Mycology, has rolled out another incredible volume, this time on the seemingly intractable genus Cladosporium“ und endet mit „Wow, what an accomplishment! The authors are to be complimented on this superb publication.“ (Rossman, Inoculum (Supplement to Mycologia) 64(4): 7, 2013).

Allein die Erarbeitung und Veröffentlichung dieses fundamentalen, bedeutsamen Standardwerkes, mit ihrer Promotion als wichtigen Teil und Beitrag, rechtfertigt die Nominierung von Konstanze Bensch für den Oscar-Brefeld-Preis. Darüber hinaus umfasst ihre Publikationsliste insgesamt 30 Arbeiten.

Frau Konstanze Bensch ist eine würdige und verdiente Preisträgerin, der ich hiermit herzlich zur Verleihung des Oscar-Brefeld-Preises der Deutschen Gesellschaft für Mykologie gratuliere.

Veröffentlicht in den DGfM-Mitteilungen 2015/1

 

Der Oscar-Brefeld-Preis 2010 ging an Dr. Tina Hofmann für ihre Arbeiten über thyriothecioide Ascomyceten.

Laudatio von Prof. Dr. Meike Piebenbring

Tina Antje Hofmann wird 1981 in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) geboren und verbringt ihre Kinder- und Jugendjahre am Rande des Erzgebirges in einem kleinen Dorf namens Burkhardtsdorf. Sie wächst in einer sehr naturverbundenen Familie auf, in der das Sammeln von Speisepilzen im Spätsommer und Herbst zur Familientradition gehört. Schon als kleines Kind macht Ihr das Pilzesammeln besonders viel Freude.

In der Schule zeigt sie großes Interesse an den naturwissenschaftlichen Fächern, doch der Wunsch mehr über die Pilze zu erfahren, wird am Gymnasium nicht erfüllt. Daher bewirbt sie sich für das Studium der Biologie und erhält 2000 einen Studienplatz für das Fach Diplombiologie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Neben Genetik und Zellbiologie interessiert sie sich vor allem für das mykologische Großpraktikum im Fach Spezielle Botanik das von Prof. Dr. Meike Piepenbring und Dr. Roland Kirschner unterrichtet wird. Eine Krankheit an Rhododendron, auf die die Gärtner im Botanischen Garten aufmerksam machen, wird wegweisend für das Thema ihrer Diplomarbeit, in deren Rahmen sie thyriothecioide Ascomyceten, auch "Fliegen-Dreck-Pilze" genannt, analysiert.

Während einer Botanikexkursion 2004, reist sie erstmalig nach Panama und sammelt dort Pilze für ihre Diplomarbeit. Sie stellt fest, dass mit Blättern asoziierte thyriothecioide Ascomyceten sehr häufig und überraschend divers sind in den Tropen. Die Pilzgruppe erweist sich als außergewöhnlich spannend für die Wissenschaft, da nur wenige Mykologen punktuell in wenigen tropischen Ländern (nicht in Panama) mit diesen Pilzen gearbeitet haben und, da viele wichtige Publikationen älter als hundert Jahre sind, zur Zeit kaum Experten für die Gruppe existieren. Daher wird das Thema von T. Hofmann im Rahmen ihrer Doktorarbeit ab 2005 fortgeführt. Sie reist während ihres Promotionsstudiums mehrfach zum Sammeln nach Panama und wird mit Kultur und Sprache des Landes vertraut.

Als fortgeschrittene Pilzfachfrau ist T. Hofmann auch in Frankfurt aktiv, insbesondere für die Vermittlung von Wissen zu Pilzen im Botanischen Garten der Universität und auf Ausstellungen im Palmengarten. Im Jahr 2009 legt Frau Hofmann ihre hervorragende Doktorarbeit vor, in der zahlreiche bisher unbekannte Aspekte zur Morphologie, Ökologie und Evolution ausgewählter Familien pflanzenparasitischer thyriothecioider Ascomyceten aufgezeigt werden. In der Arbeit werden 13 neue Pilzarten, zahlreiche neue Wirtspflanzen und Neunachweise für Panama vorgestellt, wobei viele Pilzarten mit exzellenten Illustrationen teilweise erstmalig dokumentiert werden. Die Ergebnisse werden in mehreren Publikationen zusammengefasst und in anerkannten internationalen mykologischen Zeitschriften publiziert, so dass Frau Hofmann schon jetzt als internationale Fachfrau für thyriothecioide Ascomyceten anerkannt wird.

Seit Januar 2010 arbeitet Frau Hofmann im Rahmen einer Universitätspartnerschaft zwischen der Goethe-Universität Frankfurt am Main und der Universidad Autónoma de Chiriquí (UNACHI) als Gastdozentin in Panama und erforscht im Rahmen eines Inventarisierungsprojekts eine große Vielfalt tropischer Pilze für die Universität Frankfurt am Main.

Veröffentlicht in den DGfM-Mitteilungen 2011/1

Preisverleihung an Dr. Tina Hofmann

Wir haben die Ehre und die Freude, Herrn Dr. Martin Unterseher den Oscar-Brefeld-Preis der Deutschen Gesellschaft für Mykologie zu verleihen für seine wissenschaftliche Arbeit über „Pilze und pilzähnliche Organismen in den Baumkronen eines temperaten, laubwerfenden Waldes“.

Im Mittelpunkt der mykologischen Arbeiten von Martin Unterseher steht die Baumkronenforschung, die er im Auwald in Leipzig mit Hilfe eines Krans durchführen konnte. Mit einer standardisierten Methode hat der die Pilze in diesem Lebensraum so vollständig wie möglich erfasst und dabei verschiedene abiotische Faktoren des Habitats berücksichtigt. Die Pilze wurden bestimmt und ökologische Zusammenhänge durch statistische Auswertungen ermittelt.

Martin Unterseher leistete Pionierarbeit in mehrerer Hinsicht. Baumkronen sind generell ein wenig untersuchtes Ökosystem, da sie schwer zugänglich sind - Feldarbeit in 25 Meter Höhe aus einer Gondel heraus ist nicht jedermanns Sache. Pilze in diesem Lebensraum wurden daher bisher fast gar nicht untersucht. Eine große Anzahl verschiedener, saprophytischer Pilzarten aus verschiedenen Verwandtschaftskreisen wurden als z.T. häufige „Baumkronenpilze“ bestimmt, die am Boden selten oder gar nicht zu erwarten sind. Dabei halfen mehrere Amateurmykologen, so dass kritische Belege eingeordnet oder revidiert wurden und auf die Definition von Morphospezies größtenteils verzichtet werden konnte. Die Methoden der Probenahme und der Auswertung mußten größtenteils neu entwickelt bzw. angepasst werden, da bisher kaum vergleichbare Arbeiten vorliegen. Die statistischen Methoden insbesondere zur Korrelation des Pilzvorkommens mit abiotischen Faktoren wurden angepasst an die verschiedenen Daten und die ökologischen Fragestellungen.

Martin Unterseher publizierte seine Ergebnisse in international anerkannten Zeitschriften und lieferte so einen zukunftsweisenden Beitrag zur Erforschung pilzlicher Diversität und Ökologie.

Danke, Martin, für diesen spannenden Beitrag zur Erforschung der Pilze, die in ihrer Vielfalt in den verschiedenen Lebensräumen noch viele Überraschungen für uns bereithalten.

Dr. Martin Unterseher

Herr Dr. Sascha Gebhardt (geb. 1973 in Eberbach) kam nach dem Studium der Biologie an der TU Darmstadt (Diplomarbeit bei Frau Prof. Schwabe-Kratochwil) im Sommer 2001 nach Cottbus, um im Rahmen eines BIOLOG-Verbundvorhabens eine Doktorarbeit über Mykorrhizapilze anzufertigen. Das Hauptaugenmerk seiner Arbeit war auf die Biodiversität der Organismen und hier insbesondere die räumliche und zeitliche Struktur der Ektomykorrhizapilzgemeinschaft gerichtet.

Die Dissertation konnte Herr Gebhardt erfolgreich am 13.10.2005 verteidigen. Als Gutachter der Arbeit traten Prof. Dr. Dr. h.c. R.F. Hüttl (Cottbus) und Prof. Dr. W. Heyser (Bremen) auf. Die Arbeit wurde magna cum laude bewertet.

Unter dem Titel "Räumliche Struktur und zeitliche Dynamik von Ektomykorrhizagemeinschaften in Roteichenökosystemen der Niederlausitz" wurden vielfältigen Untersuchungen zusammengefasst. Neben Standardmethoden der Probenahme im Feld entwickelte Herr Gebhardt neue innovative Ansätze, so etwa eine linienhafte Aufnahme eines kompletten Bodenmonolithen auf der Zentimeterskala und verglich verschiedene Methoden miteinander in vorbildlicher Form. Ein besonderes Augenmerk galt der Auswertung und Darstellung der Ergebnisse. Insbesondere für die neuartigen Untersuchungsmethoden auf der Zentimeterskala galt es neue Auswertungsverfahren zu entwickeln, die eine standardisierte Auswertung und Vergleichbarkeit der hohen Datenmengen auch erlaubten. Hierzu wurde ein in dieser Form neuartiger mathematischer Ansatz vorgestellt.

Zur Auswertung und Darstellung der räumlichen Verteilungen der Mykorrhizen und ihrer Korrelationen mit verschiedenen Habitatparametern kamen moderne Kriging Verfahren zum Einsatz. Diese Verfahren waren bislang eher bei Fragen im Landschaftsmaßstab zur Anwendung gekommen, eigneten sich zur Darstellung auf der Mikroskala aber ebenso und sind im Bereich der Mykologie als Novum der Ergebnisdarstellung anzusehen. Die Beschränkungen dieser Verfahren hat Herr Gebhardt gut herausgearbeitet und die Ergebnisdarstellungen für eine Interpretation betont kritisch hinterfragt. Bei aller Beschränkung erlaubte diese auch ästhetische Art der Darstellung ein anschauliches Verständnis der ökologischen Zusammenhänge wie etwa der unterschiedlichen Abhängigkeit der Abundanzverteilungen von abiotischen Parametern oder dem Einfluss der Konkurrenz auf die artspezifischen Verteilungsmuster im Boden. Dabei gelang es unterschiedliche ökologische Strategietypen zu extrahieren, die dank der neu entwickelten Auswertungsmethode auch mathematisch gut definiert sind und somit ein Tor für zukünftige Modellierungen öffnen könnten.

Wir wünschen Herrn Dr. Gebhardt für sein berufliches Weiterkommen Alles Gute und dass er der Mykologie in Deutschland auch weiterhin erhalten bleiben möge.

Dr. Matthias Lutz

Den Oscar-Brefeld-Preis für herausragende Arbeiten junger Wissenschaftler verlieh die Deutsche Gesellschaft für Mykologie am 26. September 2004 an Dr. Matthias Lutz für seine bahnbrechenden Studien mit dem Thema „Untersuchungen zur Biologie der Gattungen Tuberculina und Helicobasidium (Urediniomycetes)“.

Durch sein innovatives Vorgehen konnte Dr. Lutz mit der anamorphen Gattung Tuberculina und der teleomorphen Gattung Helicobasidium zwei Taxa als dem gleichen Holomorph angehörend nachweisen und damit einen Entwicklungsgang aufzeigen, der mit seinem obligaten Wechsel zwischen Pilz- und Pflanzenparasitismus im Organismenreich Fungi einzigartig ist.

Als wissenschaftliche Neuheit muss auch die aufgedeckte zelluläre Interaktion zwischen Tuberculina und den Rostpilzen mit Zellfusion und interspezifischem Kerntransfer gewertet werden. Diese Erkenntnisse erweitern das Verständnis parasitischer Lebensstrategien und deren Evolution beträchtlich, zumal Tuberculina/Helicobasidium als nah verwandt zu den Rostpilzen erkannt wurde.

Weiterhin sind diese Ergebnisse praxisrelevant, da Helicobasidium und damit die violette Wurzelfäule eine besonders in Ostasien gefürchtete Krankheit von Kulturpflanzen ist, während Tuberculina immer wieder als biologisches Bekämpfungsmittel von Rostpilzen diskutiert wird, was sich nach der Studie von Dr. Lutz als ambivalentes Unterfangen herausstellte.

Wolfgang-Beyer-Preis

Wolfgang Beyer

Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie e.V. verleiht den Wolfgang-Beyer-Preis im jährlichen Turnus.

Der Förderpreis trägt den Namen des Mykologen Wolfgang Beyer (1914–2014), der viele Jahrzehnte die Pilzflora in Bayreuth und Umgebung erfasste und in zahlreichen Publikationen ausführlich darstellte. Für seine herausragenden Leistungen wurde er am  2. Juni 1995 mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.

Darüber hinaus vererbte Wolfgang Beyer der DGfM 2014 einen großzügigen Geldbetrag, von dem ein Teil für die Stiftung dieses Förderpreises verwendet wird, um die Pilzkartierung in Deutschland zu stärken.

Die DGfM will mit der Auszeichnung Mitglieder ehren, die in hervorragender Weise Beiträge zur Erfassung der biologischen Vielfalt auf dem Gebiet der Pilze leisten und ihre Kenntnisse in geeigneter Form der Allgemeinheit zur Verfügung stellen.

Preisträger

Die DGfM verleiht den Wolfgang-Beyer-Preis 2025 an Dagmar Gödert. Seit 1983 engagiert sie sich aktiv in der Mykologie und gilt als treibende Kraft bei der Pilzkartierung in Südwestdeutschland. Seit 2014 ist sie Landeskoordinatorin für Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg Nord, wo sie das Erfassen und Dokumentieren von Pilzvorkommen wirkungsvoll weiterentwickelt hat.

Dagmar Gödert war Gründungsmitglied des Mykologischen Arbeitskreises Rhein-Neckar e.V., leitete diesen über Jahre hinweg und organisierte als Regionalkoordinatorin viele Jahre die Pilzsachverständigentreffen im Südwesten.

Mit der Auszeichnung würdigt die DGfM ihr herausragendes Engagement und ihre nachhaltige Mitwirkung an der bundesweiten Kartierung der Pilze.

2022 wurden Klaus Siepe und Karl Wehr gemeinschaftlich mit dem Wolfgang-Beyer-Preis ausgezeichnet: Klaus Siepe für seine langjährige Tätigkeit als Feldmykologe, Organisator der Alme-Tagungen und Arbeiten an der Checkliste der Pilze in Nordrhein-Westfalen (NRW). Und Karl Wehr für seine Verdienste zur Erfassung und Darstellung der Verbreitungkarten und Checklisten der Pilze in NRW. Die Übergabe der Urkunden erfolgte am 29. September 2022 während der 45. Alme-Tagung in Alme durch den Schriftführer Stefan Fischer.

Der Wolfgang-Beyer-Preis ging 2021 an Dr. Horst Jage für für sein enormes Engagement in der Erforschung und Kartierung phytoparasitischer Kleinpilze. Die Verleihung erfolgte am 2. Juli in Kemberg durch Prof. Dr. Marco Thines, den Präsidenten der DGfM.

Hans Bender erhält den Wolfgang Beyer Preis 2019

Der Wolfgang-Beyer-Preis 2020 ging an Hans Bender für seine zahlreichen Studien zur Gattung Coprinus s.l. und anderen Pilzgattungen sowie seine enormen Verdienste bei der mykologischen Kartierung.

Laudatio von Karl Wehr

Als Peter Karasch mir mitteilte, dass der Fachausschuss Kartierung und Naturschutz den Wolfgang-Beyer-Preis 2020 an Hans Bender vergeben möchte, habe ich mich sehr für Hans gefreut.

Nicht viele Hobbymykologen können auf nahezu 45 Jahre intensive Beschäftigung mit Pilzen zurücksehen, und Hans ist bis zum heutigen Tag sicherlich einer der Eifrigsten von ihnen.

Einen Namen machte sich Hans Bender erstmals durch die Spezialisierung auf die Gattung Coprinus (Tintlinge). Für seine ausgezeichneten Leistungen auf diesem Gebiet wurde ihm im Jahr 1989 der Adalbert-Ricken-Preis überreicht (Wehr & Siepe 2014). Inzwischen hat sich Hans ein beeindruckendes Wissen über zahlreiche Artengruppen angeeignet, wozu auch Corticiaceen, Ascomyceten, Myxomyceten und allgemein Pilze auf Dung zählen.

Weniger bekannt dürfte sein, dass Hans schon seit Beginn seiner Tätigkeit auch eifriger Pilzkartierer war. Der älteste von ihm bestimmte und erfasste Pilzfund war der Hohlfuß-Röhrling (Boletinus cavipes) am 01.11.1978.

Als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Pilzkunde Niederrhein (APN) erfasste Hans unermüdlich die Pilze in seiner Heimatstadt Mönchengladbach und der näheren Umgebung, welche Eingang in den Verbreitungsatlas der Großpilze Deutschlands (West) fanden. Später gehörte er zu den ersten Anwendern des Programms PILZKARTIERUNG 2000 und bald auch des Kartierungsprogramms Mykis. Wertet man die Datenbank der Funde Nordrhein-Westfalens aus, so geht für beeindruckende 600 Arten das Erstnachweisdatum jeweils auf Hans Bender zurück und die anschließende Tabelle mag zeigen, dass sein Forscherdrang nach in NRW unbekannten Arten unvermindert weiterbesteht.

Vollname Fundort Funddatum
Achroomyces disciformis (Fr.) Donk 1958 NW, Mönchengladbach Schloß Wickrath 14.02.2020
Cryptocline taxicola (Allesch.) Petr. 1925 NW, Mönchengladbach Genhausen 18.02.2020
Coprotus winteri (Marchal) Kimbrough 1967 NW, Mönchengladbach Volksgarten 18.03.2020
Subulicystidium longisporum (Pat.) Parmasto s. str. 1968 NW, Mönchengladbach Volksgarten 23.03.2020
Rhopalomyces elegans Corda 1839 NW, Mönchengladbach Volksgarten 13.04.2020
Chaetomium homopilatum Omvik 1955 NW, Mönchengladbach Hilderath 24.04.2020
Encoelia glaberrima (Rehm) Kirschst. 1935 NW, Rickelrath Umgebung 09.05.2020
Mollisia obscura (Rehm) Baral & Gminder 2008 NW, Dalheim Mühle 30.05.2020
Mollisia mediella (P. Karst.) Baral 2008 NW, Dalheim Mühle 07.06.2020
Albotricha miniata subsp. schoenoplecti Raitv. 1988 NW, Dalheim Mühle 13.06.2020
 


Viele bemerkenswerte Funde werden unter der Rubrik „Pilz der Woche“ auf der Homepage von Hans Bender www.bender-coprinus.de vorgestellt und es sollte erwähnt werden, dass sich darunter auch Erstnachweise für Deutschland befinden. Dass Hans auf Reisen ebenso aktiv ist wie daheim, zeigen diverse Fundmeldungen aus anderen Bundesländern. In jüngerer Zeit hat sich Hans wieder seiner alten Liebe zugewandt, auch wenn die Arten der Gattung Coprinus inzwischen zum überwiegenden Teil in die Gattungen Coprinellus, Coprinopsis und Parasola überführt wurde. Die modernen molekularen Methoden sind nicht spurlos an seinem privaten Herbar vorbeigegangen, und man darf gespannt sein, ob sich darunter noch die ein oder andere unbeschriebene Art verbirgt.

Ein Ergebnis wurde inzwischen bekannt. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass Hans immer die Auffassung vertreten hat, dass es sich bei Parasola nudiceps (vormals Coprinus nudiceps) um eine gute Art handelt und er sie von Parasola schroeteri unterscheiden kann. Im Index Fungorum, in Mycobank und folglich auch in der Taxref-Liste von Mykis wurde die Art jedoch nur als Synonym geführt. Die Sequenzierung eines seiner Funde hat Hans recht gegeben. Ob es sich dabei tatsächlich um Parasola nudiceps handelt, wäre zwar nur durch eine Untersuchung des Typus endgültig bewiesen, jedoch hat sich die Auffassung von Hans, die auf seiner unendlichen Erfahrung beruht, bewiesen.

Für die kommenden Jahre wünsche ich meinem Freund Hans weiterhin ein ungebrochenes Interesse an den Pilzen, viele weitere interessante Funde und vor allem eine gute Gesundheit.

 

Literatur

  • Wehr K, Siepe K (2014) Laudatio: Hans Bender zum 70. Geburtstag. Z. Mykol. 80(2): 424-427.

 

Veröffentlicht in den DGfM-Mitteilungen 2021/1, darin fälschlicherweise als Laudatio zum Wolfgang-Beyer-Preis 2019 statt 2020 – wir bitten dies zu entschuldigen.

Ulla Täglich und Gunnar Hensel

Der Wolfgang-Beyer-Preis 2019 wurde den beiden Merseburger Mykologen für ihre Verdienste in der Pilzkartierung während der 3. Boletus-Tagung 2019 in Bad Blankenburg verliehen.

Laudatio von Udo Richter

Als ich zum ersten Mal von dem Auszeichnungsvorschlag hörte gefiel mir sofort, dass Ulla und Gunnar den Wolfgang-Beyer-Preis für herausragende Verdienste um die Pilzkartierung gemeinsam erhalten sollten. Beide Merseburger sind sowohl privat, als auch mykologisch ein Team, sodass es ungerecht gewesen wäre, nur eine oder einen der beiden auszuzeichnen. Dem unermüdlichen Engagement beider ist zu verdanken, dass die mykologische Kartierung in Sachsen-Anhalt inzwischen ein hohes Niveau erreicht hat.

Ulla Täglich kenne ich bereits seit 1978, als wir mit weiteren Merseburger Pilzfreunden in die soeben vom Leunaer Pilzsachverständigen Rudolf Sowada gegründete Fachgruppe Mykologie Merseburg eintraten. Gunnar Hensel begegnete mir zum ersten Mal 1998, als Ulla bei einem Fachgruppenabend einen jungen Mann vorstellte, der uns zunächst zu verstehen gab, das ihn eigentlich die Botanik interessiere und er mit den Pilzen noch relativ wenig anfangen könne. Beide hatten sich gut ein Jahr vorher kennengelernt, als Gunnar zur Besprechung einiger Fragen über die Salzwiesenvegetation des Merseburger Umfeldes Ullas Vater, den früheren Kreis- und Bezirksnaturschutzbeauftragten Hans Günther Täglich in Merseburg aufsuchte.

Nach dem Eintritt in die Merseburger Fachgruppe im Jahr 1978 wurde Ulla schnell eine Stütze der Gruppe, die durch solide Pilzkenntnisse auffiel. Im Jahr 1988 legte sie bei der damaligen Bezirkspilzsachverständigen des Bezirkes Halle Ute Nothnagel die Prüfung ab und ist seit dem als Pilzsachverständige in Merseburg tätig. Seit 1994 ist Ulla Mitglied des Landesverbandes der Pilzsachverständigen Sachsen-Anhalts und seit 2009 Ehrenmitglied des Verbandes.

1988 übernahm Ulla die Führung der mykologischen Fundortkartei des Kreises Merseburg und legte damit die ersten Grundlagen für ihre späteren umfangreichen Kartierungen. Auf verschiedenen zentralen Tagungen und nicht zuletzt durch die Teilnahme an der Exkursion des Zentralen Fachausschuss (ZFA) Mykologie der DDR in die Mongolei gemeinsam mit herausragenden Mykologen, wie Uwe Braun, Heinrich Dörfelt, Frieder Gröger und Gerhard Zschieschang erhielt sie weitere Anregungen für die Durchführung von Kartierungsprojekten in größerem Umfang. 1988 wurde sie Mitglied und Kartierungsverantwortliche des Bezirksfachausschusses Mykologie des Bezirkes Halle.

Ein Vortrag der Berliner Myxomycetenspezialistin Heidi Marx auf der im gleichen Jahr durchgeführten zentralen Tagung in Karl-Marx-Stadt weckte das Interesse von Ulla an den Schleimpilzen. Nach einigen Jahren intensiver Einarbeitung wurde sie selbst zur Spezialistin für diese Organismengruppe. Ihr umfangreiches Myxomycetenherbarium mit fast 2.000 Belegen von über 210 Arten ist einmalig für Sachsen-Anhalt und für jeden Interessierten eine Augenweide.

Nach der politischen Wende nahm Ulla 1991 gemeinsam mit Heinrich Dörfelt im Naturschutzseminar Gut Sunder an der Erarbeitung der ersten Roten Liste der Pilze des inzwischen vereinigten Deutschlands teil, die 1992 fertiggestellt werden konnte. Danach folgten u. a. federführend die Erarbeitung der Roten Listen Sachsen-Anhalts und 1993 beginnend, die Arbeiten an der Checkliste der Pilze von Sachsen-Anhalt, die 1998 abgeschlossen werden konnten. Um diese Zeit erfolgten erste Zuarbeiten zu den Arten-und Biotopschutzprogrammen des Landes Sachsen-Anhalt, ebenfalls in Gemeinschaft mit vielen Freizeitforschern.

Kurz davor war es 1997 zu der bereits geschilderten ersten Begegnung mit ihrem zukünftigen Lebenspartner Gunnar Hensel gekommen. Nach der schnellen Einarbeitung in die Mykologie förderte Gunnar die nachfolgenden, oft mit einem enormen Zeitaufwand verbundenen Projekte des LFA Mykologie Sachsen-Anhalt. Auf Grundlage der Checkliste konnte schließlich 2009 von Ulla, unterstützt durch viele Mitarbeiter, die „Pilzflora von Sachsen-Anhalt“ fertiggestellt werden. Bei diesem umfangreichen Werk, dessen Erarbeitung viele Jahre in Anspruch genommen hatte, unterstützte Gunnar als Leiter des Redaktionsteams seine Lebenspartnerin in vielfältiger Weise. Mit Hilfe, Zuspruch und Mahnung mussten die Projektmitarbeiter von beiden bei der Stange gehalten werden, ein nicht ganz leichtes Unterfangen. Schließlich hatte Ulla in einem großen Kautschuk herstellenden Betrieb als Diplomchemikerin und Schichtleiterin „nebenbei“ eine verantwortungsvolle berufliche Tätigkeit.

2014 übernahm Ulla die Leitung der Merseburger Fachgruppe und auch bei dieser Tätigkeit macht sich die Zusammenarbeit mit Gunnar überaus positiv bemerkbar.

Gunnar Hensel, Diplomlehrer für Biologie und beruflich an der Kreisvolkshochschule Saalekreis als Bildungsmanager tätig, fand nachdem er Ulla kennengelernt hatte Gefallen an der Mykologie und spezialisierte sich durch seine Zusammenarbeit mit dem Freyburger Mykologen Manfred Huth auf die Bearbeitung der anspruchsvollen Gattung Cortinarius und auf hypogäisch wachsende Pilze. Besonders bei den Hypogäen wurde er bald zu einem gefragten Ansprechpartner in Deutschland. Diese Pilzgruppe wuchs schnell von zuvor wenigen in Sachsen-Anhalt nachgewiesenen Arten auf ca. 120 Arten an, darunter einige Neubeschreibungen durch Gunnar, wie eine zu Ehren seines Mitstreiters benannte Hymenogaster huthii. Besonders für die Fortschritte bei der Bearbeitung der hypogäischen Pilze erhielt Gunnar 2014 die Ehrennadel des Landes Sachsen-Anhalt.

Seit 2001 ist Ulla Landeskoordinatorin für die Pilzkartierung in Sachsen-Anhalt und Gunnar ihr Stellvertreter. Vor allem die Einführung des Kartierungsprogramms MykIS ab 2009 gab der Kartierung in Sachsen-Anhalt großen Auftrieb. Durch Vorträge und Übungen erleichterte Gunnar vielen Pilzfreunden den Einstieg in das Programm und auch ein Großteil der Datensätze wurde von ihm und Ulla in das Kartierungsprogramm eingegeben. Gunnar machte sich dabei besonders um das Auffinden von Belegen aus Sachsen-Anhalt in Herbarien, Archiven und Museen sowie deren Deutung und Einarbeitung verdient. Die Datenbank Sachsen-Anhalt enthält inzwischen 308.000 Datensätze von 6.247 Arten.

Der Wolfgang-Beyer-Preis für Verdienste in der Pilzkartierung wurde den beiden Merseburger Mykologen während der 3. Boletus-Tagung 2019 in Bad Blankenburg durch die DGfM verliehen. Die Laudatio hielt Frank Dämmrich und starker Beifall bestätigte, dass die Auszeichnung von Ulla und Gunnar mehr als verdient war.

 

Veröffentlicht in den DGfM-Mitteilungen 2020/1

Axel Schilling Preisverleihung 2018

Der Wolfgang-Beyer-Preis 2018 wurde während der Internationalen DGfM-Tagung in Möhnesee (NRW) an Axel Schilling für seine enormen Verdienste im Bereich der mykologischen Kartierung verliehen.

Laudatio von Jörg Albers

Es hat mich ganz besonders gefreut, dass am 7. Oktober 2018 während der Mykologischen Tagung in Möhnesee Axel Schilling, einem der besten Pilzkenner und eifrigsten Pilzkartierer Norddeutschlands, der „Wolfgang-Beyer-Preis“ verliehen wurde. Insbesondere seine Verdienste um die ökologische Kartierung der Pilze und verschiedene digitale Erfassungsmethoden sowie Plattformen prädestinieren ihn geradezu für diese Auszeichnung.

Als gegen Ende der 1970er Jahre Bernt Grauwinkel den Pilzkundlichen Arbeitskreis im Naturwissenschaftlichen Verein zu Bremen neu etablierte – die „Gesellschaft für heimische Pilz- und Pflanzenkunde“ hatte sich wenige Jahre zuvor nach fast 50 Jahren aufgelöst – gehörte Axel zusammen mit Bernt, Georg Müller (Ganderkesee), Günter Finschow, Dr. Martha Nordkemper und Wilhelm Syamken (alle Bremen) zu den wenigen Gründungsmitgliedern und beeindruckte schon damals durch überaus gute Pilzartenkenntnisse. Auf vielen Exkursionen durch Niedersachsen, auf DGfM- und Mykologischen „Dreiländertagungen“ etablierte sich diese kleine Gruppe und wuchs beständig.

Schon früh in den 1980er Jahren wirkte er an der Kartierung der damals noch westdeutschen Pilzflora unter German J. Krieglsteiner sehr aktiv mit und war in Zusammenarbeit mit Dieter Seibt maßgeblich an der Entwicklung des Erfassungsprogramms „Ökologische Pilzkartierung 2000“ der DGfM beteiligt und hat dieses System viele Jahre betreut und stetig weiterentwickelt und verbessert. In diese Zeit fällt auch die wissenschaftliche Erfassung und Revision der Makromyceten-Daten Bremens und Niedersachsens sowie die Bearbeitung des „Pilzherbars“ des Übersee-Museums Bremen aus historischen Quellen, beides ebenfalls für die DGfM.

Später entwickelte Axel das Bestimmungs- und Kartierungs-Programm SynopWin sowie die Kartierungs-Plattform der Pilze Niedersachsens, in der über 150.000 Funddaten digital erfasst sind (Stand 2004) und abgerufen werden können. Die meisten Fundpunkte wurden von Klaus und Knut Wöldecke sowie Axel über die Jahre zusammengetragen. Aber auch die unermüdliche Sammeltätigkeit von Einzelpersonen und der Pilzkundlichen Arbeitsgemeinschaften aus Bremen, Hamburg, Braunschweig, Nienburg, Norden oder Hannover haben dieses Ergebnis erst möglich gemacht. Diese Datenbank stellt einen bemerkenswerten Fundus von mykologischen Informationen dar und ist eine Quelle für alle Personengruppen, die an der Pilzflora Niedersachsens und darüber hinaus interessiert sind.

Darauf aufbauend entwickelte Axel die deutschlandweite digitale Plattform „Pilzkartierung 2000 Online“, auf der registrierte Benutzer ihre Pilzfunde melden können.

Auch die Datenbank „pilze-deutschland“ wurde mit – wie wir es nannten – „plausiblen Daten“ von Axel als Landeskoordinator für Niedersachsen und Bremen in Zusammenarbeit mit Dr. Geert Schmidt-Stohn (Bienenbüttel) und dem Autor dieser Zeilen mit Daten aus Niedersachsen gefüttert.

Ich selbst lernte Axel im Jahre 1995 auf der ostfriesischen Insel Norderney kennen, nachdem er den Bremer Arbeitskreis kurz zuvor aus beruflichen Gründen in Richtung Hannover verlassen hatte.

Als damaliger „Neuling“ in der Gruppe durfte ich das erste Mal an der seinerzeit schon traditionellen Mykologischen Insel-Tagung des Naturwissenschaftlichen Vereins zu Bremen teilnehmen. Auf dieser, seit 1980 alljährlich stattfindenden, Veranstaltung war er nahezu in jedem Jahr dabei und trug so maßgeblich zu deren Gelingen und der sehr großen Menge an mykologischen Daten der Ostfriesischen Inseln bei. Dieses Treffen stellt zumeist den pilzkundlichen Höhepunkt eines Pilzjahres und oft auch Jahresabschluss der Nordwestdeutschen Pilzfreunde dar – die allermeisten Zusammenkünfte fanden aufgrund des dort herrschenden milden Meeresklimas erst zwischen Mitte Oktober und Anfang November statt.

Auf unzähligen, oft auch nächtlichen Diskussionsrunden wurde von und mit Axel so manche kritische, neue oder auch kryptische Art entlarvt. Ich freue mich immer besonders, dass wir nahezu alle Artengruppen des mykologischen Spektrums beachten und auch vor kleinen braunen Telamonien der Kriechweidengebüsche oder den ebenfalls kleinen braunen Galerinen aus den Weiten der „Weißen“, „Grauen“ und „Braunen“ Inseldünen nicht zurückschrecken.

Lieber Axel, herzlichen Glückwunsch zum „Wolfgang-Beyer-Preis“! Ich hoffe auf viele weitere gemeinsame Jahre, in denen wir die unerschöpfliche Welt der Pilze in den verschiedensten Naturräumen erforschen und über diese diskutieren können, auch im Namen aller anderen und insbesondere der norddeutschen Mykologen.

 

Veröffentlicht in den DGfM-Mitteilungen 2019/2

Preisverleihung an Harald Ostrow in Sankt Oswald (Bayerischer Wald)

Im Rahmen der Citizen-Science-Woche in Sankt Oswald (Bayerischer Wald) wurde unserem langjährigen Mitglied Harald Ostrow der Wolfgang-Beyer-Preis 2017 für herausragende Verdienste in der Pilzkartierung verliehen.

Als Nachfolger von Heinz Engel betreut und erweitert er zusammen mit seiner Pilzgruppe die MykIS-Datenbank mit mehr als 100.000 Datensätzen für den Bereich Nordwest-Oberfranken (Großraum Coburg). Er ist in ganz Deutschland als Spezialist für Nichtblätterpilze bekannt und unterstützt unzählige Pilzfreunde bei der Bestimmungsarbeit.

Wolfgang-Beyer-Preisträger Jürgen Marqua und Christian Fischer

Der Wolfgang-Beyer-Preis 2016 wurde an Jürgen Marqua und Christian Fischer für die Erstellung der „Pilzflora des Ehinger Raumes“ verliehen.

Laudatio von Birgit Weisel

„Über Pilze ist schon alles gesagt…“, so kündigte Jürgen Marqua frei nach Karl Valentin am 13.2.2015 in den einschlägigen Pilzforen das Erscheinen der „Ehinger Pilzflora“ in den Weiten des Internets an (http://www.pilzflora-ehingen.de/). Wer sich nicht immer auf das Internet verlassen will oder kann, kann die „Ehinger Pilzflora“ übrigens auch als DVD bei den beiden Preisträgern bestellen.

Beide Preisträger interessierten sich schon früh für Pilze. Jürgen Marqua fertigte schon im Alter von 14 Jahren detaillierte Pilzzeichnungen an, Christian Fischer sammelte hingegen kulinarische Pilzerfahrungen. Wie bei vielen Mykologen erweiterte sich sein Interesse schnell darüber hinaus, 1984 wurde er Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Mykologie Ulm (AMU) und bereits 1986 als Kartierer für den Ehinger Raum in der „Ulmer Pilzflora I“ genannt. Folgerichtig erscheinen daher in der „Ehinger Pilzflora“ Funddaten aus dem Jahre 1986, das bedeutet, dass die „Ehinger Pilzflora“ dieses Jahr eigentlich schon ihren 30. Geburtstag feiern könnte. Zwischendurch machte Christian Fischer allerdings einen Ausflug in die Unterwelt, wobei er sich intensiv mit Höhlenkunde beschäftigte. Das reichte vom eigenhändigen Buddeln im „Sontheimer Schacht“ bis hin zur Beschäftigung mit Höhlenbiologie insbesondere mit den in Höhlen lebenden Gliederfüßern. Da Gelenke leider mit der Zeit etwas weniger dehnbar werden und das Hindurchschrauben des Körpers durch enge Höhlengänge mit Schmerzen belohnen, wandte er sich wieder mehr den Pilzen zu. Am liebsten befasst er sich mit Schleierlingen, Weichritterlingen, Dachpilzen und seit kurzem auch mit „flachen“ Pilzen (Funga plana = Rindenpilze), da bei diesen, wie er sagt, mit Glück und neuerdings perfektionierter Schnitttechnik bereits ein einziges mikroskopisches Präparat ausreichen kann, alle wesentlichen Bestimmungsmerkmale zu erkennen.

Jürgen Marqua ist bekannt durch seine zahlreichen Artikel im „Tintling“, in denen er auf humorvolle und unterhaltsame Weise sein biologisches und mykologisches Fachwissen weitergibt, wozu zum Beispiel auch zählt, wie man mit Hilfe von „Knete“ einen praktischen Objekthalter für die Stereomikroskopie bauen kann. Auch in den Internet-Pilzforen hilft er bei Bestimmungsanfragen mit seinem umfassenden Wissen gerne kompetent weiter. Bevorzugt beschäftigt er sich mit Trichterlingen, Rötlingen und Schleierlingen, aber allem voran mit Pilzen auf Brandstellen. Seine Erkenntnisse publizierte er bereits in einigen wissenschaftlichen Zeitschriften, besonders positiv hervorzuheben ist der Artikel über Entoloma ollare in der Zeitschrift für Mykologie (Bd. 80/2). In letzter Zeit richtete sich sein Interesse zusätzlich noch auf Phytoparasitische Kleinpilze, Hyphomyceten, Flechten und Ascomyceten. Neben den Pilzen spielt die Musik eine große Rolle im Leben von Jürgen Marqua. Das Cover der DVD zur Ehinger Pilzflora ist dem Cover der legendären „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ LP der Beatles nachempfunden. Da verwundert es nicht weiter, dass er Bassgitarrist und Keyboarder der in Ehingen und Umgebung bekannten Beatles-Cover-Band „Get Back“ ist. Aus eigener Erfahrung lohnt sich der Besuch eines Konzertes nicht nur für eingefleischte Beatles-Fans! Last but not least, Jürgen Marqua schreibt – offensichtlich noch immer nicht ausgelastet – auch Gedichte, die in einigen Lyrik-Anthologien des Verlags „Rote Zahlen“ publiziert wurden.

Was aber ist die „Ehinger Pilzflora“ denn nun eigentlich?

Zuallererst findet man Beschreibungen und Funddaten von bisher 1.180 Pilzarten (Stand 20.07.2016) aus dem Ehinger Raum. Dargestellt werden nicht nur Basidiomyceten, Ascomyceten und deren Anamorphe, sondern auch Myxomyceten und Flechten. Die Struktur und der Aufbau der Seite sind so übersichtlich und durchdacht, dass die gesuchte Pilzart ohne langes Blättern schnell gefunden wird. Zu jeder Art gehören detaillierte Beschreibungen des Fundorts inklusive der Kartierung mittels MTB-Drittelquadranten und WGS-84-Koordinaten. Für 634 Arten sind zusätzlich Rasterkarten mit Fundpunkten vorhanden. Ökologische Daten wie Boden- und Waldtyp, Substrat, Begleitflora und -funga sowie die regionale Verbreitung der Arten werden genannt. Es folgen präzise und detaillierte, dennoch wohltuend knapp gehaltene makro- und mikroskopische Beschreibungen zu den Arten. Dabei ist hervorzuheben, dass sich diese jeweils auf die eigenen Funde stützen, sich also nicht auf Literaturquellen beziehen.
Die eigene Bestimmungsarbeit wird – wo im Auge der Autoren nötig – kritisch bewertet, wie auch die Abgrenzung zu kritischen Arten angesprochen wird. Um die Darstellung zu vervollständigen, machen die Autoren Angaben zur Systematik, Synonymie und verwendeter Bestimmungsliteratur. Dies alleine würde schon ausreichen die „Ehinger Pilzflora“ zu einer hilfreichen Informationsquelle zu machen, das „Tüpfelchen auf dem i“ aber sind die herausragenden Makro- und Mikrofotos. Zu jeder Art finden sich Detailfotos bestimmungsrelevanter makroskopischer Merkmale. Jürgen Marquas akribische Fotocollagen der mikroskopischen Details sind von sehr hoher fotografischer Qualität. Um Details besser erkennen zu können, lassen sich alle Fotos per Mausklick vergrößern. Einige Arten werden zusätzlich durch aussagekräftige Makro- und Mikrozeichnungen von Jürgen Marqua illustriert.

In der Ehinger Pilzflora ist aber noch einiges mehr zu finden als Pilzbeschreibungen. Christian Fischers informative Beschreibungen verschiedener Biotoptypen in der Rubrik „Lebensräume“ mitsamt typischer Pflanzen- und Pilzarten sowie regionaler Vorkommen zeugen von seiner Begabung, ökologische Zusammenhänge gut verständlich darzulegen. Wer sich für Pilze auf Brandstellen interessiert, wird die zugehörigen Beschreibungen von Jürgen Marqua in der Rubrik „Projekte“ finden. Es wäre noch vieles mehr zu nennen, ich möchte aber abschließend noch auf die umfassende Linksammlung zu mykologischen Themen – insbesondere auch zur Literaturrecherche – hinweisen.

(Das genaue Studium der „Ehinger Pilzflora“ informiert den interessierten Leser auch darüber, dass auch unter Pilzen „Loriotsche Steinläuse“ zu finden sind. Nähere Details lassen sich in der renommierten wissenschaftlichen Zeitschrift „Mycological Decrease“ nachlesen.)

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass man über viele Arten mehr als in einem „gewöhnlichen“ Pilzbuch erfährt. Die Art der Darstellung, die detaillierten ökologischen Daten und die genaue Kartierung, sind als Ganzes gesehen einzigartig und in dieser Form bisher nirgendwo anders zu finden.

Beide Preisträger haben zusammen die Schulbank gedrückt und sind seit langem eng befreundet. Ohne diese Freundschaft wäre die sehr zeitaufwändige Bearbeitung der „Ehinger Pilzflora“ mit Sicherheit nicht möglich gewesen. Und es wird fleißig weitergearbeitet, beinahe wöchentlich kommen neue Arten dazu! Wir freuen uns daher sehr, dass wir eure Arbeit, lieber Jürgen Marqua, lieber Christian Fischer mit der Verleihung des Wolfgang-Beyer-Preises würdigen und unterstützen dürfen! Wir wünschen uns auch, – ein bisschen eigennützig – dass ihr noch lange Freude an eurem Hobby findet und die bunte Pilzwelt mit Euren schönen Pilzportraits bereichert!

Veröffentlicht in den DGfM-Mitteilungen 2016/2

Der erste Preisträger des Wolfgang-Beyer-Preises für Pilzkartierung ist Benno Westphal. Er hat mit über 140.000 Fundpunkten mit ökologischen Begleitdaten maßgeblich zur Kenntnis der Verbreitung der Pilze in Mecklenburg-Vorpommern beigetragen.

Medienpreis

Über den Medienpreis

Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie e.V. verleiht den Medienpreis im jährlichen Turnus.

Der Medienpreis wurde erstmals 2018 vergeben. Damit werden die Autorinnen/Autoren und wesentlich Beteiligte für besonders gelungene Veröffentlichungen ausgezeichnet.

Die DGfM will mit dem Medienpreis für Mitglieder und andere Pilzbegeisterte einen Anreiz schaffen, Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, um den Pilzen und der DGfM zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen.

Die Vergabe des Medienpreises erfolgt nach folgenden Richtlinien.

Preisträger

Preisträger Ute Künkele, Till R. Lohmeyer und Richard Keller (von rechts)

Der Medienpreis in der Kategorie: PRINT ging an den Pilzsachverständigen und Vorsitzenden der Pilzfreunde Saar-Pfalz e.V. Thomas Brandt und an den Volontär Tom Peterson für ihren exzellenten Artikel in der „Saarbrücker Zeitung“ über die Gefahr von Fehlbestimmungen durch mobile Pilz-Apps.

In der Kategorie: AUDIO wurde Constanze Lehmann für das mehr als halbstündige, exzellente Feature „Pilze – Das unsichtbare Potenzial“ im Kulturprogramm des Deutschlandradios ausgezeichnet.

Und in der Kategorie: VIDEO wurde der Medienpreis an die Pilzsachverständigen Ute Künkele, Till R. Lohmeyer und Richard Kellner sowie die Filmautorin Susanne Ilse für ihren exzellenten TV-Beitrag über bayerische Pilzforscher (unsere YouTube-Datenschutzhinweise) in der Sendung „Schwaben & Altbayern“ des Bayerischen Rundfunks verliehen.

dgfm medienpreis print 2020 brandt ua     dgfm medienpreis print 2020 peterson

Im Jahr 2019 haben wir gleich zwei Artikel ausgezeichnet – wir gratulieren Dr. Michael Saurer sowie Angela Stoll und Matthias Zimmermann recht herzlich zum Medienpreis 2019!

Herr Dr. Saurer wurde für seinen umfassenden und reich illustrierten Ratgeber „Köstliche Speise aus dem Wald“ in der „Badischen Zeitung“ zum Wesen der Pilze mit Infos zum Sammeln, zu Fundorten, Giftpilzen etc. gewürdigt.
Frau Stoll und Herr Zimmermann wurden für ihren exzellenten Zeitungsartikel „Wundermaterial aus der Natur“ in der „Augsburger Allgemeinen“ über innovative 
Produkte aus Pilzen ausgezeichnet.



Dr. Matthias Theiß - Preisträger Medienpreis 2018

Wir gratulieren Dr. Matthias Theiß (Biedenkopf) recht herzlich zum Medienpreis 2018. Prämiert wurde sein umfassender Artikel über den Wiesen-Champignon, unseren Pilz des Jahres 2018, und weitere Arten aus der Gattung Agaricus.

Der Artikel ist Teil einer wöchentlichen Serie über Pilze, die in der Samstagsbeilage der Westfalenpost, einer regionalen Wochenzeitung, erschien. Bemerkenswert: Über die Dauer von 5 Jahren veröffentlichte der engagierte Pilzsachverständige sage und schreibe 175 Folgen, um den Leserinnen und Lesern die Welt der Pilze näher zu bringen. Dafür hat Herr Dr. Theiß einen Extra-Applaus verdient.